Blogartikel: Kritischer Blick auf KI-Nutzung im Business

Mein kritischer Blick auf KI im Business

Künstliche Intelligenz (KI*) ist im Moment in aller Munde. In meiner Online-Business-Bubble wird es besonders in Bezug auf Content-Erstellung und Selbstreflexion angepriesen. Allerdings muss ich sagen, dass ich es aus verschiedenen Gründen kritisch sehe.

In diesem Artikel möchte ich meine Perspektive mit dir teilen – auch wenn es sich für mich so anfühlt, als würde ich damit total gegen den Strom schwimmen und es gar nicht so einfach ist. Ich möchte dich nicht von meiner Meinung überzeugen, aber zum Nachdenken anregen.

*Ich verwende in diesem Artikel ChatGPT und KI abwechselnd, um nicht immer künstliche Intelligenz zu schreiben.

Hintergrund und Inspiration

ChatGPT wird gerade für alles Mögliche als Lösung angepriesen und mein Gefühl ist “Moment mal”. Deswegen habe ich mich mit dem Thema und den Entwicklungen im Bereich künstliche Intelligenz beschäftigt. Eine gute Quelle ist für mich das “Center for Humane Technology” und deren Podcast “Your Undivided Attention”. Vielleicht sagt dir diese Organisation etwas; sie haben vor ein paar Jahren die Doku “The Social Dilemma” rausgebracht, in der es um die schwierige Entwicklung von Social Media geht – z.B. das Suchtpotenzial, Veränderung des Selbstbilds durch ständigen Konsum von retuschierten Bildern etc.

Ich fand die Doku spannend, aber was ich noch viel spannender fand, war, dass einer der beiden Gründer vom Center for Humane Technology den ‘Infinite Scroll’ mitentwickelt hat und es heute sehr kritisch sieht.

Infinite Scroll

Der ‘Infinite Scroll’ ist der Grund dafür, dass es in Instagram oder Facebook beim Scrollen kein Ende der Seite gibt und sich immer wieder neue Inhalte laden. Nicht wie früher, falls du dich noch erinnern kannst, wo man an das Ende einer Seite gekommen ist und dann mit einem Klick zur nächsten kam.

Dieses Feature hat das Internet – und besonders Social Media – total verändert und wird heute von seinem Entwickler, Tristan Harris, sehr kritisch gesehen. Er bereut seine Arbeit daran, weil es ein grundlegender Faktor dafür ist, dass Social Media so süchtig machen kann. Denn wenn du immer wieder – wie bei Google z.B. – nach einer bestimmten Anzahl von Ergebnissen an das Ende der Seite kommst und klicken musst, um mehr zu sehen, gibt es wenigstens eine kleine Unterbrechung, in der man aussteigen kann. Tristan bereut heute das Feature, das er damals mit Enthusiasmus entwickelt hat, weil es so viel Schaden angerichtet hat und glaubt, man hätte vorher über die potenziellen Probleme nachdenken sollen.

Und hier kommen wir zur KI: Er und das ganze Team vom Center for Humane Technology sehen im Bereich der KI genau die gleichen potenziellen Probleme. Der Fokus liegt uneingeschränkt auf der Weiterentwicklung und Verbreitung und nicht auf einem guten Umgang damit und mögliche Regulierung. Deswegen setzen sich diese Leute dafür ein, beide Seiten der Entwicklung im Blick zu behalten. Wenn du mehr dazu wissen willst, kann ich dir den Podcast „Your Undivided Attention“ nur empfehlen.

Meine Meinung zur KI Nutzung im Business

Meine Meinung zu KI-Nutzung im Business ist nur zum Teil von diesem Blickwinkel geprägt, aber im ersten Punkt sind wir uns auf jeden Fall einig, deswegen fange ich mal mit dem an:

Ist dir bewusst, was du damit unterstützt, wenn du KI nutzt? Es ist das Wettrennen der Firmen, die um Geld, deine Aufmerksamkeit und Nutzung buhlen und sich nicht um die sichere Verwendung der Technologien kümmern. Für jede tausend Dollar (1.000 $), die in die Entwicklung von KI und ihrer Leistungsstärke gesteckt werden, wird durchschnittlich nur EINER (1$) in Sicherheitsmaßnahmen gesteckt 😱 (Schätzung von Stuart Russel, britischer Wissenschaftler auf dem Gebiet KI). Das liegt daran, dass die Firmen am Profit orientiert sind und so schnell wie möglich so viele User wie möglich haben möchte – Kapitalismus halt…

Das Schwierige daran ist, dass KI theoretisch so mächtig ist und so viel Potenzial in sich trägt, dass es zwar unglaublich viele großartige Nutzungsmöglichkeiten gibt, es aber auch genauso viele schreckliche. Ein Beispiel wäre die Entschlüsselung von wichtigen Mustern in der DNA zur Bekämpfung von schlimmen Krankheiten UND die gleiche Rechenleistung steht für die Erstellung von hochwirksamen Bio-Waffen zur Verfügung. Ein krasser Gedanke, oder?

Es geht mir nicht darum zu sagen, dass KI grundsätzlich ein Teufelszeug ist, aber es wird im Moment so uneingeschränkt gehypt, dass ich gern auf die kritischen Punkte in dem Zusammenhang hinweisen möchte.

Datennutzung (Urheberrecht)

Ein weiterer kritischer Punkt sind die Trainigsdaten der Bots und das Urheberrecht. Die Tatsache, dass nicht zu hundert Prozent klar ist, welche Daten als Trainingsdaten für die Modelle verwendet wurden, ist sehr schwierig. Wenn urheberrechtlich geschütztes Material als Grundlage genutzt wird und die Menschen, die dieses Material hergestellt haben, nicht vergütet und noch nicht einmal informiert werden, finde ich das nicht okay.

Datenschutz

Nächster Punkt Datenschutz: Bist du dir darüber im Klaren, was mit deinen Inhalten passiert? ALLES, was du da eingibst, wird gespeichert UND als Trainingsdaten weiterverwendet! Außerdem werden super viele Daten von dir wie dein Ort oder Geräte- und Browserinfo gespeichert. Uff…

Man kann von den Datenschutzentwicklungen der letzten Jahre halten, was man will, aber ich möchte darauf hinweisen, dass Firmen wie Open AI, von denen ChatGPT kommt, in den USA zuhause sind und andere in China (Deepseek). Das ist jetzt erstmal kein Anzeichen für besonders guten Schutz der Daten und DSGVO-Konformität.

Auch dass KI nun in vielen Programmen automatisch drin und angeschaltet ist (z.B. im neuen Microsoft 365 Update), finde ich sehr schwierig. Wenn man es angeschaltet lässt, werden ALLE Daten – und vielleicht auch die deiner Kunden – dafür genutzt, die KI weiterzuentwickeln. Da stellt sich die Frage: War dir das klar und wissen das deine Kunden?

Energieverbrauch durch KI

Der nächste Punkt ist der Energieverbrauch. Hast du eine Idee, was es für eine Energie braucht, die Datenmengen und Anfragen zu verarbeiten? Es gibt Studien, die zeigen, dass eine Anfrage bei ChatGPT bis zu ZEHN mal so viel Energie verbraucht wie eine Google-Anfrage (Quelle: BestBroker Studie & Epoch AI Experiment). Wenn wir uns in so vielen Bereichen fragen, ob das, was wir tun, zu viel Energie verbraucht und damit der Umwelt und unserem Planeten schadet, müssen wir das nicht auch bei Anfragen an ChatGPT etc. tun? Muss man wirklich JEDE kleine Frage dort durchschicken?

Außerdem ist die Wassernutzung zur Kühlung der Rechenzentren enorm. Zum Teil sind sie sogar in Regionen, wo Wasserknappheit herrscht, und dann steht den Menschen vor Ort weniger Wasser zur Verfügung, weil Firmen extrem viel beanspruchen, um die Rechenmaschinen zu kühlen. War dir das bewusst?

Qualität des Outputs

Ein weiterer Faktor, den ich kritisch sehe, ist der Output und seine Qualität. Viele predigen ja, dass mit KI/ChatGPT alles viel schneller und einfacher geht – zum Beispiel bei der Content-Erstellung. Aber ist das wirklich so? Die Texte, die der Bot ausspuckt, kannst du nicht eins zu eins verwenden, weil man es doch merkt. Und aus rechtlichen Gründen solltest du es auch nicht oder du musst es klar kennzeichnen. Wieviel Ersparnis hast du, wenn du dir generische Sachen ausspucken lässt, die du dann ohnehin verändern musst, bevor du sie verwendest?

Für mich lohnt es sich nicht. Ich habe ein komisches Gefühl, sodass ich es nicht mache. Und seien wir mal ehrlich: Man merkt doch, was generiert ist, oder? Und was bringt es dir und deinem Business, wenn du Sachen generierst, die so ähnlich sind zu dem, was deine MitbewerberInnen machen und die KundInnen sich sowieso nicht mehr angesprochen fühlen, weil die Menschlichkeit fehlt?

Generischer Output, den du sowieso ändern musst

Ich bin skeptisch. Die Bilder, die ich bisher gesehen habe, haben zum Großteil einen komischen Vibe. Ich habe letztens auch ein mit KI generiertes Lied gehört, bei dem mein Gefühl dann auch komisch war. Etwas zwischen Fremdscham und Kinderlied-Vibe. Ich bin wirklich nicht begeistert! Auch davon, wofür es eingesetzt wird: Muss man echt Maschinen dafür nutzen, die Kreativität abzulösen? Gedichte, Texte, Lieder, Drehbücher – echt? Ist es das, wobei wir am meisten Unterstützung brauchen? I am not so sure…

Und wenn ich dann auf Social Media so Sachen höre wie “Nutze ChatGPT als deinen Therapeuten”, wird mir ganz anders! Das sind Systeme, die die nächste wahrscheinliche Sache ausspucken. Darin stecken keine Empathie und kein Vermögen, komplexe Zusammenhänge zu sehen. Ein Programm, das nicht die richtige Anzahl des Buchstaben r im Wort “Strawberry” erkennen kann, sollte wahrscheinlich keinen Input zu deinem inneren Leben geben.

Das Learning: Menschlichkeit als großer Faktor

Aus meiner Perspektive wird mit diesen Entwicklungen die Menschlichkeit in deinen Produkten und Dienstleistungen immer bedeutender. Wir haben es schon nach den Corona-Jahren gesehen: Viele Leute waren online-müde, der große Boom der Online-Kurse ist vorbei, weil sich die Menschen wieder mehr nach echter Verbindung sehnen. Authentizität und der menschliche Faktor: Das kann kein Bot ersetzen. Wirklich gesehen zu werden und sich von Mensch zu Mensch zu verbinden – DAS sind die großen Themen der Zukunft.

Ich habe letztens gelesen, dass in zwei Jahren Instagram hauptsächlich aus KI-generierten Inhalten bestehen wird. Und es ist ja jetzt schon zum Beispiel bei Bewerbungsverfahren so, dass die Bewerbenden ihre Unterlagen von der KI erstellen lassen und die Firmen es mit KI prüfen. KI agiert mit KI 😅 Dazu habe ich auch letztens einen Podcast gehört: Online-Dating-Portale wollen in Zukunft KI-Assistenten zur Verfügung stellen, die dann im ersten Schritt miteinander kommunizieren und dabei helfen sollen, die richtige Person zu finden. WOW! Echt jetzt?! Da kommt mir der Gedanke “Nur weil man etwas kann, muss man es nicht tun.” Naja…

Meine Schlussfolgerung zur KI Nutzung im Business

Wie schon am Anfang gesagt, will ich die Entwicklungen gar nicht verteufeln, sondern mehr zum Nachdenken und kritischen Betrachten anregen. Beim Schreiben dieses Artikels ist mir noch ein weiterer Grund klar geworden, aus dem diese Entwicklung für mich zum Teil schwierig ist: Die neuen Möglichkeiten werden uneingeschränkt für “schneller und mehr” genutzt bzw. angepriesen. Es geht immer darum, schneller zu sein und mehr zu produzieren – mehr Blogartikel, mehr Content etc. – und das steht zu hundert Prozent im Einklang mit dem Hamsterrad, in dem sich unsere Gesellschaft befindet. Aber das ist eine Ausrichtung, hinter der ich nach vielen Jahren im Totalstress und nah am Burnout nicht mehr stehe. Es muss nicht alles SCHNELL und VIEL sein. Echt, tief und authentisch sind meine Werte – da kann ein Bot nicht mitmachen 😉

Ein Tipp

Zum Abschluss aber noch ein hilfreicher Tipp, wenn du KI nutzt: Die besten Ergebnisse bekommst du ja, wenn du besonders gute Anfragen stellst und du kannst den Chatbot bitten, deinen Prompt zu verbessern, damit er dir dann bessere Ergebnisse ausspuckt. Vielleicht hilft dir das ja…

Erzähl mir gern mal, wie du zu dem Thema stehst. Vielleicht magst du mir auf Instagram oder per Mail dazu schreiben – es würde mich interessieren.

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