Sei deine beste Chefin!
Wenn du schon einmal angestellt warst und vielleicht aus der Anstellung heraus deine Selbständigkeit begonnen hast, kennst du sicher den Gedanken: “Endlich kein (blöder) Chef mehr!”
Das dachte ich auf jeden Fall. In meiner Anstellung war mein Chef einer meiner Haupt-Trigger und ich habe mich unglaublich darauf gefreut, mit der Kündigung von ihm loszukommen! Heute weiß ich, dass dieser Chef derjenige war, der genau zu meinen negativen Mustern gepasst hat und es sich deswegen so schrecklich angefühlt hat, für ihn zu arbeiten. Es lang nicht nur an ihm, sondern an unserer Kombination, die mir nicht gut tat.
Das Thema Chef und was diese Person in uns auslöst, ist eine Goldgrube für die persönliche Entwicklung 😉, aber heute möchte ich es etwas praktischer halten…
Selbständig und ohne Chef = endlich alles gut!?
Hmm… naja… nicht wirklich. Denn auch wenn man selbständig ist, hat man noch einen Chef – sich selbst! Meine innere Chef-Stimme war zum Teil noch viel anspruchsvoller und fieser als mein früherer Vorgesetzter. Und das sehe ich auch bei so vielen Selbständigen: Kaum ist der Antrieb von außen weg, dreht sich die Mühle im Innen noch viel schneller.
“Das solltest du heute noch erledigen!”, “Wie? Du bist krank? Egal! Das muss alles noch fertig werden!”, “Ein Tag Wochenende genügt!”… Sowas und noch viel fiesere Sachen flüstert die innere Chefin einem ins Ohr und führt dazu, dass man sich ein neues Hamsterrad baut! 🙈
Aber das muss nicht sein!
Deswegen schreibe ich diesen Blogartikel und gebe dir jetzt eine Liste von Punkten, die du überprüfen kannst, um so zu deiner besten Chefin zu werden:
Finde heraus, wie du es grundsätzlich gern hättest
Stell dir dafür die folgenden Fragen. Vielleicht magst du sie auch schriftlich beantworten, um eine Referenz zu haben.
- Wie wolltest du dass deine Chefin mit dir umgeht?
- Mit welcher Haltung hättest du dir gewünscht, dass deine Chefin dir gegenübertritt?
- Welchen Ton empfindest du als angemessen im Umgang – auch wenn es stressig ist?
Gehst du heute schon so mit dir selbst um? Falls nicht, kannst du es von jetzt an versuchen. Wenn du weißt, was dir wichtig wäre, ist das schon einmal der erste Schritt in die richtige Richtung.
Und nun zu ein paar spezifischen Themen, bei denen Selbständige oft sehr hart zu sich sind:
Deine Ansprüche
Wir erwarten oft extrem viel von uns. Wir glauben, ständig leistungsfähig und kreativ sein zu können und müssen. Es ist fast so als erwarten wir, dass wir alles abarbeiten können wie eine Maschine. Und natürlich erwarten wir von uns selbst jeden Tag die gleiche Leistungsfähigkeit zu haben – was Quatsch ist! Besonders als Frauen sind wir zyklische Wesen. Dein Leistungsvermögen und dein Energiehaushalt am ersten Tag deiner Periode ist ganz anders als in der Phase um deinen Eisprung herum! Also wirst du auch unterschiedlich viel leisten können.
Um deine Muster zu erkennen, frag dich:
- Wie steht es um deinen Anspruch an dich selbst?
- Erwartest du, dass du wie ein Roboter jeden Tag das gleiche Pensum ableistest oder es gar steigerst?
- Oder erlaubst du dir Phasen, in denen du unterschiedlich leistungsfähig bist?
Arbeitszeiten
Nachdem ich meinen Angestelltenjob gekündigt hatte, hat es lange gedauert bis ich mich nicht mehr an die alten Bürozeiten gehalten habe. Das 9-5 Konzept hat für mich nie gepasst und trotzdem war es innerlich so eingebrannt, dass diese Uhrzeiten als “die Arbeitszeit” abgespeichert waren.
Ich sehe es auch bei so vielen Kreativen, die oft spät in den Abend arbeiten, wenn sie ihren kreativen Schüben folgen, und dann trotzdem glauben, sie müssten morgens schon wieder erreichbar sein. Oder wenn Menschen am Wochenende Workshops geben, arbeiten sie zu Zeiten, wo andere frei haben und sollten sich dann entsprechend danach frei nehmen. Allerdings ist das gar nicht so einfach! Die Struktur, in der so viele in unserer Gesellschaft leben, hat einen großen Einfluss alle, auch wenn sie nicht daran gebunden sind.
Stell dir also regelmäßig die folgenden Fragen, um zu sehen, ob du dir wirklich die Freiheit erlaubst, die du dir von der Selbständigkeit erhofft hast oder sich doch wieder unterbewusst das alte Muster eingeschlichen hat:
- Wie flexibel bist du mit deinen Arbeitszeiten?
- Versuchst du dich in der Selbstständigkeit, die dir Freiheit bringen soll, in das 9-5 Konzept zu quetschen?
- Erlaubst du dir zu arbeiten, wenn du gut arbeiten kannst und kreativ bist?
- Gibst du dir genug Auszeiten?
- Achtest du darauf, dass du deinen Urlaub nimmst und planst?
Realistische Planung und Grenzen
Früher musste vieles, was ich gemacht habe, super schnell gehen, denn es wurde UNBEDINGT SOFORT gebraucht. Die Grundeinstellung meines Chefs war “das geht doch ganz schnell”, allerdings entsprach das nie der Wahrheit. Das alles war MEGA stressig und hat dazu geführt, dass Dinge, die ursprünglich auf meiner ToDo-Liste gestanden hatten, liegen bleiben mussten, was dann auch wieder Stress verursacht hat. Ein unendlicher Stress-Kreislauf, der mich am Ende in Richtung eines Burnouts gebracht hat…
Das konnte passieren, weil mein Chef keine Idee hatte, was ich an Aufgaben auf dem Tisch hatte, ich nicht klar genug Grenzen gesetzt habe und er ständig super wichtige Themen hatte, die vorgeschoben werden sollten. Diesen Kreislauf und seine Auswirkungen auf mich und meine mentale Gesundheit habe ich erkannt und deswegen plane ich in meiner Selbständigkeit ganz anders.
Meine Devise heute ist: Erstmal ist nichts super dringend.
Wie ist es bei dir?
- Gibst du deinen Kunden und deren Projekten den Vortritt vor dem, was du für dein Business machen möchtest, sodass ständig Dinge liegen bleiben?
- Lässt du dich von deinen Kunden mit Arbeit zuschütten, die nicht eingeplant war und “schnell noch“ erledigt werden soll und kommst dadurch trotz guter Planung in Stress?
Wertschätzung
Wie oft habe ich in meiner Anstellung gedacht “hier schätzt keiner wert, was ich tue”. Sowas macht krank! Wir brauchen Anerkennung und Lob und müssen wissen, dass unsere Arbeit für etwas gut ist.
In der Selbständigkeit ist der Fokus schnell auf dem nächsten Auftrag und die Perfektionisten unter uns finden immer etwas, das noch besser hätte sein können, aber:
Es ist so WICHTIG, Erfolge zu feiern und anzuerkennen, was wir geschafft haben!
Viele Menschen haben nicht gelernt, sich selbst gut zu finden, denn man darf ja nicht eingebildet sein und “Eigenlob stinkt”, aber es ist so wichtig, dass du dich lobst und anerkennst! Besonders in der Selbständigkeit bist du dafür selbst verantwortlich!!
Also frag dich:
- Bist du selbst wertschätzend mit dir?
- Erkennst du an, was du geleistet und geschafft hast und feierst dich nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt?
- Oder meckerst du innerlich die ganze Zeit und willst immer mehr?
- Wie kannst du in Zukunft feiern, wenn du einen Auftrag erfolgreich abgeschlossen hast? Nimm dir etwas Konkretes vor und setze es auch um!
Motivation
Dienst nach Vorschrift und nur die Zeit rum kriegen, um das Gehalt zu bekommen ist in der Selbständigkeit nicht der Fokus – dafür ist es zu anstrengend und erfordert zu viel Eigeninitiative. Die Frage ist also: Was motiviert dich? Warum bist du selbständig? Und: Kannst du dich immer wieder mit deinem Warum verbinden*, um dich zu motivieren? Langfristig ist es extrem hilfreich, wenn du einen Weg findest, dich selbst im Positiven zu motivieren. Angst und Stress sind zwar wirkungsvoll, um kurzfristig ein hohes Pensum abzuarbeiten, aber nicht langfristig haltbar.
* Falls du nicht mehr so klar mit deinem Warum verbunden bist, schau dir mal meinen Business Mindset Online-Kurs an. Darin ist genau das das Thema: Zurück zum Warum finden und so das Business auf ein starkes Fundament setzen.
So, jetzt aber nochmal zu den Fragen, die du dir stellen kannst:
- Wie sprichst du mit dir selbst?
- Machst du dir Druck und Stress oder schaffst du es, dich auf eine positive Art und Weise selbst zu motivieren?
- Kannst du dich immer wieder mit deinem Ziel verbinden und daraus Motivation generieren?
Ich hoffe, du konntest aus diesem Beitrag ein paar hilfreiche Impulse mitnehmen, um dir selbst die beste Chefin zu sein, die du je hattest. Denn in einem positiven Arbeitsumfeld mit viel Wertschätzung arbeiten bekanntlich die Menschen am liebsten und bleiben langfristig leistungsfähig! 😊