Dein Wert hängt nicht von deiner Produktivität ab!
Kennst du das: Du hast alle Punkte auf deiner To-do-Liste abgehakt und fühlst dich RICHTIG gut? Oder andersherum: Von deiner ellenlangen Liste konntest du seit Tagen nur einen einzigen Punkt abhaken und fühlst dich wie eine totale Versagerin?
Jap – kenne ich auch!
Dass unsere Laune und unser Selbstbild so stark davon abhängen, wie viel wir erledigt haben, ist schon erstaunlich.
Vielleicht erscheint dir das normal – aber eigentlich ist es das nicht!
Bewertest du andere Menschen in deinem Leben auch danach, wie viel sie geschafft haben? Fragst du deine beste Freundin etwa: „Wie viele Punkte konntest du heute und in den letzten Tagen von deiner To-do-Liste abhaken?“ – „So wenig? Du Loserin!“
So würdest du mit jemand anderem nie sprechen, oder? Warum dann mit dir selbst?
Schauen wir uns das Thema einmal genauer an. Die zentrale Frage lautet:
Warum hat Produktivität so einen hohen Wert in unserer Gesellschaft?
Kurz gesagt: Kapitalismus.
Wir leben in einem System, in dem es darum geht, immer mehr Geld zu generieren. Dafür muss ständig mehr produziert und konsumiert werden. Damit das funktioniert, müssen alle das gleiche Ziel verfolgen: MEHR, MEHR, MEHR!
So entstehen die Hamsterräder, in denen wir uns wiederfinden und dann möglicherweise ausbrennen. Genau so bin ich an den Rand eines Burnouts gelangt – mit dem Fokus auf Leistung und der unterschwelligen Überzeugung „Je mehr ich leiste, desto mehr bin ich wert.“
Weil ich am eigenen Leib erfahren habe, wohin diese Einstellung und das ständige Rennen führen können (körperliche und seelische Probleme, völlige Erschöpfung), und ich es auch bei vielen anderen sehe, ist es mir ein großes Anliegen, für diese Themen zu sensibilisieren und alternative Blickwinkel aufzuzeigen.
Besonders jetzt zum Jahresende wird das Rennen nochmal intensiver! „Das muss ich noch erledigen und das muss auch noch fertig werden…“
Ich möchte ehrlich mit dir sein: Auch ich bin davor noch nicht ganz gefeit 😅 🙈 Erst letzte Woche hatte ich eineinhalb Tage, in denen ich wieder einen völlig utopischen Jahres-Endplan geschmiedet und die Arbeit von drei Wochen in fünf Tage packen wollte. Absurd! Glücklicherweise ist mir schnell aufgefallen, dass diese Planung mich in den energetischen Ruin treiben würde. Also habe ich alles umgeworfen und realistisch neu geplant. Mindestens die Hälfte wurde auf das nächste Jahr verlegt. Denn weißt du was? Da geht es weiter und es gibt da genauso Arbeitstage wie in diesem Jahr! 😄😜
Die Welt hört nicht auf, sich zu drehen, und wir können einfach später weitermachen.
Aber das müssen wir uns erst bewusst machen. Denn wenn wir schon eine Weile auf dem extra-schnellen Hamsterrad unterwegs sind, erscheint uns alles sehr logisch. „Das MUSS noch dieses Jahr fertig werden“ – Klaro. „Das kann nicht warten“ – Natürlich!
Aber stimmt das wirklich?
Eigentlich kann ziemlich viel warten, wenn wir ehrlich sind!
Wir bemerken es nur nicht mehr, weil wir so tief in der Hustle Culture stecken, in der alle immer „MEHR, MEHR, MEHR“ rufen oder der unerreichbaren Karotte hinterherrennen.
In unserer Kultur ist ständiger Stress normal geworden und wird in der Arbeitswelt sogar oft positiv bewertet. Man muss sich halt anstrengen und was leisten. Denk nur an den Spruch „Von nix kommt nix.“ Uff! 🙈
Ja, wir dürfen unsere Aufgaben erledigen, und es ist nicht immer alles super easy und rosarot. Aber dass deine Arbeit dich krank macht – und genau das passiert beim Burnout – darf nicht sein! Ein Job oder Auftrag ist NIEMALS wichtiger als deine mentale oder physische Gesundheit!
Auch wenn du jetzt noch keine so schlimmen körperlichen Auswirkungen bemerkst wie ich damals (ständige Nacken- und Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit und ein zerschmettertes Immunsystem), heißt das nicht, dass du einfach so weitermachen solltest! Wenn du merkst, dass dein Selbstwert von deiner Leistung abhängt oder du dich ständig gestresst fühlst, ist es höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen!
Pass auf dich auf, denn andere werden es nicht tun – besonders als Selbstständige bist du für dein Wohlergehen verantwortlich!
Warum habe ich dir das alles erzählt?
Der Ausstieg aus dem Hamsterrad und der Hustle Culture sind wichtige Ziele für mich und meine Klientinnen. Der erste Schritt in die Richtung einer entspannten, langfristig haltbaren und gesunden Selbstständigkeit ist Bewusstheit. Erst wenn wir erkennen, welche Muster uns antreiben, können wir sie verändern. Hoffentlich bist du jetzt für diese Muster sensibilisiert und kannst erkennen, ob sie auch in deinem Leben eine Rolle spielen.
Aber keine Sorge – ich lasse dich damit nicht allein, denn Praktikabilität und schnelle Umsetzung sind wichtige Bestandteile meiner Arbeit. Was kannst du also konkret mit diesen Informationen anfangen?
Drei Fragen für dich
Hier sind drei Fragen, die du dir stellen kannst, um dich auf das Wesentliche zu konzentrieren und nicht weiter ohne Halt im Hamsterrad zu rennen:
- Wie fühlst du dich, wenn du dir deinen Plan/die Liste anschaust?
Zieht sich in dir etwas zusammen? Dann ist es wahrscheinlich Zeit, etwas anzupassen und nicht weiter hinter utopischen Zielen herzurennen!
- Ist das WIRKLICH wichtig?
Ja, alles scheint wichtig zu sein, aber seien wir ehrlich: Das geht gar nicht! Es gibt immer nur eine Priorität – was ist deine bis zum Jahresende? Einen Auftrag abschließen, um ihn abrechnen zu können? Aufgaben beenden, damit sie noch in dieses Jahr zählen? Angebote oder Rechnungen fertigstellen? Was bringt dich deinem Ziel näher? Was macht WIRKLICH einen Unterschied? Tu nicht alles, was du „müsstest“ oder „solltest“, sondern das, was dich wirklich weiterbringt. Fokussiere dich!
- Was hast du davon, wenn du alles erledigst, aber danach völlig erschöpft bist, die Hälfte deines Urlaubs zum Erholen brauchst oder sogar krank wirst?
Die meisten kennen das: Wenn man sich lange Zeit gestresst hat und dann zur Ruhe kommt, lässt der Körper alles raus, was man vorher unterdrückt hat.
Ich hoffe, diese Gedanken waren hilfreich für dich und begleiten dich entspannt durch die nächste Zeit!
Das Wichtigste in Kürze
Lass mich die wichtigsten Punkte und neuen Denkmuster zu diesem Thema nochmal zusammenfassen, damit es wirklich ankommt (Du siehst, es ist mir ein großes Anliegen 😅 😉):
- Produktivität ist moralisch neutral! Du bist kein besserer oder schlechterer Mensch, je nachdem, wie viel du leistest. NEIN! Es ist davon völlig unabhängig!
- Es gibt noch tausend andere und wichtigere Werte – deine Gesundheit, deine Freude, Familie, Beziehungen…
- Was für ein absurder Gedanke, zu glauben, man sei nur etwas wert oder mehr wert, wenn man etwas schafft!
- Du bist IMMER wertvoll!! Ob du dich gerade stark und produktiv fühlst oder nicht!